
05 Feb. Essen im Ungleichgewicht: Gestörtes Essverhalten oder Essstörung?
Vielleicht hast Du schon einmal Sätze gehört wie: „Ich esse gerade keine Kohlenhydrate, das ist ungesund!“ oder „Ich habe gestern so viel gegessen, ich muss das heute wieder ausgleichen.“ Solche Gedanken und Verhaltensweisen klingen harmlos, oder? Aber sie können Anzeichen für etwas sein, das als gestörtes Essverhalten bezeichnet wird.
Oft wird gestörtes Essverhalten mit einer Essstörung gleichgesetzt – oder einfach ignoriert, weil es als „normal“ angesehen wird. Doch es gibt einen Unterschied. Und dieser Unterschied kann darüber entscheiden, wie wir uns selbst und unseren Körper wahrnehmen und wie wir mit Nahrung umgehen.
Was ist gestörtes Essverhalten?
Gestörtes Essverhalten beschreibt ein ungesundes Verhältnis zu Essen, das sich durch bestimmte Gedanken und Verhaltensweisen zeigt, ohne die Kriterien für eine diagnostizierbare Essstörung zu erfüllen.
Hier einige Beispiele:
- Häufige Diäten: Ständiges Ausprobieren neuer Diättrends, um Gewicht zu verlieren.
- Emotionales Essen: Essen als Bewältigungsstrategie bei Stress, Langeweile oder Traurigkeit.
- Kompensatorisches Verhalten: Kalorien durch exzessiven Sport „wiedergutmachen“ oder Mahlzeiten auslassen, um größere Portionen auszugleichen.
- Lebensmittelbewertung: Strikte Einteilung in „gute“ und „schlechte“ Lebensmittel, die Schuldgefühle auslösen können.
Diese Verhaltensweisen sind weit verbreitet und werden oft als normal angesehen, insbesondere in einer Gesellschaft, die von Diätkultur und Schönheitsidealen geprägt ist. Doch sie können die Beziehung zu Deinem Körper und Essen nachhaltig belasten.
Was ist eine Essstörung?
Eine Essstörung ist eine ernsthafte psychische Erkrankung, die weit über gestörtes Essverhalten hinausgeht. Sie hat klare diagnostische Kriterien und erfordert meist eine medizinische und therapeutische Behandlung. Zu den häufigsten Essstörungen zählen:
- Anorexia nervosa: Stark eingeschränkte Nahrungsaufnahme mit deutlichem Untergewicht und intensiver Angst vor Gewichtszunahme.
- Bulimia nervosa: Wiederkehrende Essanfälle, gefolgt von kompensatorischem Verhalten wie Erbrechen oder exzessivem Sport.
- Binge-Eating-Störung: Wiederholte Episoden unkontrollierter Essanfälle ohne kompensatorisches Verhalten.
Essstörungen haben oft schwerwiegende gesundheitliche Folgen – körperlich, psychisch und sozial.
Der Übergang ist fließend
Es ist wichtig zu verstehen, dass gestörtes Essverhalten und Essstörungen keine klaren Gegensätze sind. Vielmehr bewegen sie sich auf einem Kontinuum. Gestörtes Essverhalten kann sich verschärfen und in eine Essstörung übergehen, wenn es unbeachtet bleibt oder durch äußere Umstände verstärkt wird.
Deshalb ist es so wichtig, bereits bei den ersten Anzeichen innezuhalten und zu hinterfragen, wie man mit Essen und dem eigenen Körper umgeht.
Warum die Unterscheidung wichtig ist
Gestörtes Essverhalten wird oft nicht ernst genommen, weil es gesellschaftlich akzeptiert oder sogar gefördert wird („Disziplin“, „Willensstärke“). Doch diese Verhaltensweisen können tiefsitzende Unsicherheiten, Stress und Unzufriedenheit verstärken – auch wenn sie nicht zu einer Essstörung führen.
Wenn Du bemerkst, dass Dein Verhältnis zu Essen von Schuldgefühlen, Regeln oder ständiger Kontrolle geprägt ist, könnte das ein Zeichen sein, innezuhalten und Dich zu fragen: „Tut mir das wirklich gut?“
Es ist okay, Hilfe zu suchen
Egal, ob es sich um gestörtes Essverhalten oder eine Essstörung handelt: Es ist niemals zu früh (oder zu spät!), Unterstützung zu suchen. Du musst nicht warten, bis das Problem größer wird. Oft ist es leichter, schon früh gegenzusteuern und neue, gesunde Muster zu entwickeln.
Ich begleite Dich gerne auf diesem Weg. Gemeinsam können wir herausfinden, was hinter Deinem Verhalten steckt, und daran arbeiten, dass Du wieder ein entspanntes, freudvolles Verhältnis zu Essen und Deinem Körper findest.
Denn Du verdienst es, ohne Druck, Schuldgefühle oder ständige Selbstkritik zu leben – unabhängig davon, wo Du Dich gerade auf diesem Kontinuum befindest.
Alles Liebe
Lena